1. Deutschland, 2. Irak … wobei ?

Deutschland – Irak. Bei einem Pferderennen würde diese Zweierwette, trotz des Favoriten an der ersten Stelle, viel Geld zahlen. Es ist die Reihenfolge der Handelspartner der Türkei, an die die Türkei am meisten exportiert. Ich finde, das belegt, die Aussage, dass die Türkei eine geographisch günstige Lage hat, um Geschäfte in alle Richtungen zu machen.

Irak ist nach dem amerikanischen Einmarsch und dem Abzug vor Kurzem, in der Aufbauphase und benötigt so ziemlich alles. Die Türkei hat in 2011 für 8.2 Mrd. USD nach Irak exportiert. Tendenz steigend.  Es ist zu erwarten, dass Irak bald die Position von Deutschland streitig machen wird. Im Hinblick auf 2023, dem 100. Jahrestag der Republik, hat man sich zum Ziel gesetzt über 500 Mrd. USD Gesamtexporte zu haben. Davon sollen ca. 70 Mrd. USD an Irak exportiert werden. Ich denke, schon heute hat die Türkei mehr Exportpotential, welches größtenteils brach liegt. Die ineffektiven, bzw. nicht existenten Vermarktungsstrategien von klein- und mittelständischen Unternehmen verhindern den größeren Erfolg im Export.

Meine Hoffnung sind die ausl. Direktinvestitionen, die die Türkei weiterbringen werden. Die Ausländer wissen wo es lang geht. Fast alle kommen in die Türkei, um von hier aus den lukrativen Inlandsmarkt aber auch die Grenzstaaten, Nahost, Nord-Afrika, Russland und die EU zu bedienen. Deshalb wird der Exportzuwachs mit dem ADI-Zufluss gekoppelt bleiben. Je mehr ADI, umso mehr Exporte.

Zurück zu Irak. Klar, die Geschäfte mit diesem Staat laufen momentan sehr gut. Auch ist Irak für die LKW-Transporte bis in die Basra Region sicherer geworden. Irak kompensiert momentan die ausgefallene Route über Syrien.

Im letzten Jahr waren es 1.191.000 Fahrten von türk. LKW gen Nah- und Mittlerer-Osten.

Ein Problem stellt auch die Tatsache, dass Irak Qualitätszertifikate nur von SGS und Bureau Veritas akzeptiert. Nur sind diese beide Unternehmen von der Kapazität her nicht sonderlich gut aufgestellt in der Türkei bzw. können Sie der grossen Nachfrage momentan nicht genügen, welches die Exporte Richtung Irak abermals erschwert. Eine Schnellzertifizierung dauert zwischen 1 – 10 Tage. Ein noch größeres Problem stellt der Grenzübergang Habur. 7-8 Tage Wartezeiten sind die Regel.

Da der Nahe-Osten immer ein Krisengebiet von politischen Anspannungen war und bleiben wird, würde ich momentan als Türkei, das mitnehmen, was geht. Bis dann wieder der Zeitpunkt kommt, wo nichts mehr geht. Die Rechnung mit Irak zu machen und auf konstante Entwicklungen in diese Richtung zu setzen, wäre ein Einsatz auf das falsche Pferd, um wieder mit Pferderennen abzuschließen. 🙂

Kaltstart X - Das Buch von Ahmet Refii Dener

Das könnte dich auch interessieren …